SRH Wilhelm Löhe Hochschule
Forschung

Wissenschaft und Praxis Hand in Hand

Im Rahmen des Seminars „Empirische Sozialforschung“ gehen Studierende der Frage nach, welche wissenschaftlich-basierten Kriterien den Einsatz virtueller Psychotherapie für Menschen, die Sexual- und Gewaltstraftaten begangen haben stützen.

Angewandte Forschung im Rahmen des Seminars „Empirische Sozialforschung“: welche wissenschaftlich-basierten Kriterien stützen den Einsatz virtueller Psychotherapie für Menschen, die Sexual- und Gewaltstraftaten begangen haben?

Eine besondere Herausforderung steht für die Studierenden des Bachelor-Studiengangs Psychologie im 2. Semester in den kommenden sechs Wochen auf dem Programm: Im Rahmen des Seminars „Empirische Sozialforschung“ können die Studierenden anhand eines angewandten Forschungsprojekts Herausforderungen und Chancen der virtuellen Therapie/ Online-Therapie für die Psychotherapeutische Fachambulanz Nürnberg, eine Einrichtung der Stadtmission Nürnberg e.V. untersuchen. Hierbei handelt es sich um eine Ambulanz für Menschen, die Sexual- oder schwere Gewaltstraftaten begangen haben. Die Psychologen:innen und Sozialpädagogen:innen beraten die Menschen dort ambulant z. B. nach einer gerichtlichen Weisung in Gesprächen und arbeiten mit ihnen in Einzeltherapien. Seit der Corona-Pandemie setzten Einrichtungsleiterin Dr. Miriam Kolter und ihre Kolleg:innen vermehrt auf Online-Therapien, da ein persönliches Treffen in vielen Fällen nicht möglich war. Die Durchführung der Therapie auf diesem Kommunikationsweg erwies sich in manchen Fällen als gewinnbringend während in anderen schnell wieder auf Therapie in Präsenz umgestellt wurde. „Jeder unserer 20 Therapeut:innen hat mittlerweile ein Bauchgefühl, bei welchen Patienten die Online-Therapie gut funktioniert hat und wo eher nicht“, erzählt Kolter. Nun geht es darum, diese Einschätzung wissenschaftlich aufzuarbeiten. Hierfür werden Studierende der SRH Wilhelm Löhe Hochschule im Rahmen eines von Forschungsinstitut IDC durchgeführten Seminars sowohl mit qualitativen Methoden – etwa halbstandardisierte Interviews – als auch mit einem Fragebogendesign die Einschätzung zur Nützlichkeit und den Nutzen einer online-gestützten Beratung eruieren. Ziel ist es, den Mitarbeiter:innen der Fachambulanz mit Beiträgen zu einem Kriterienkatalog zu helfen, der handlungsrelevante Faktoren enthält und als  Richtlinie dienen kann, ob und in welcher Form virtuelle Therapieangebote in die reguläre Therapie integriert werden können.
Studiengangsleiter Prof. Dr. Philipp Stang hatte schon seit längerer Zeit gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Jürgen Zerth die Idee, seinen Studierenden direkt kurz nach Studienbeginn einen Praxisbezug zu ermöglichen. „Einiges, was für dieses Projekt notwendig ist, haben meine Studierenden bereits gelernt,“ meint Stang. Auch, was den eigenen Umgang mit diesem sensiblen Thema angeht, möchte er seine Studierenden bestmöglich vorbereiten. „Alle Studierenden erhalten, bevor sie in die Gespräche mit den Therapeut:innen gehen noch eine fundierte Einweisung, wie sie in Bezug auf die eigene Psychohygiene mit den Themen umgehen können, die in den Interviews zur Sprache kommen werden.“ Am Ende steht für beide Seiten ein Gewinn: Die Fachambulanz erhält wissenschaftlich ausgearbeitete Ergebnisse, die zukünftig bei der Entscheidung über die passende Art des virtuellen Therapieangebots im Einzelfall helfen kann. Und die Studierenden können hautnah an der Praxis eines von vielen möglichen Arbeitsfeldern kennenlernen sowie ihre Kompetenzen im empirisch-wissenschaftlichen Arbeiten ausbauen.